Mutter, wann stirbst Du endlich?

Literatur zum Thema.

Moderator: Moderatoren

rio
Beiträge: 4589
Registriert: 02.03.2004, 08:22

Mutter, wann stirbst Du endlich?

Beitrag: # 30128Beitrag rio »

Eine Frau pflegt ihre demenzkranke Mutter und schreibt ein Buch darüber:

Mutter, wann stirbst Du endlich?

Wirklich mitreden zu dem Thema kann wahrscheinlich nur, wer in einer ähnlichen Lage war, ist, oder jemanden kennt, der in solch einer Situation ist.

mehr


Tschüß Atomstrom, es lebe Ökostrom! Durch Lieferantenwechsel bei Strom und Gas Geld sparen.
tina2011
Beiträge: 156
Registriert: 23.08.2011, 11:49

Beitrag: # 30134Beitrag tina2011 »

wir haben eine demenzkranke Tante, die uns alle sehr auf Trab hält. Das Buch werde ich mir mal besorgen.

lg
rio
Beiträge: 4589
Registriert: 02.03.2004, 08:22

Beitrag: # 30137Beitrag rio »

Mach das und dann schreib mal, was Du davon hältst.

Die Frau, die das Buch geschrieben hat, wurde stellenweise ziemlich angefeindet, aber es gab auch Zustimmung - von denen, die selber Pflegende sind.
Tschüß Atomstrom, es lebe Ökostrom! Durch Lieferantenwechsel bei Strom und Gas Geld sparen.
Udo
Moderator
Beiträge: 5410
Registriert: 16.06.2006, 01:19
Wohnort: Itzehoe
Kontaktdaten:

Beitrag: # 30153Beitrag Udo »

Wenn ein Mensch sehr leidet, fragt man sich vielleicht schon:" Wie lange noch?"
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
Bärbel
Beiträge: 398
Registriert: 17.11.2012, 12:37
Wohnort: BaWü

Beitrag: # 30158Beitrag Bärbel »

Da muß ich Udo und pumproom recht geben,
denn ich selbst habe mich damals, als meine Schwiegermutter nach 6 Jahren Leidenszeit, am Ende nur noch schweigend und das alles um sich rum nicht mehr wahrnehmend, dies auch gefragt.
Sie war 83 Jahre alt, als sie erkrankte und bettlägerig wurde.

Das Herz schlug und schlug, aber alle anderen Körperfunktionen waren lahm gelegt. Sie mußte gefüttert, gewaschen, gewickelt und gelagert werden und natürlich immer viel trinken, doch das war auch unsere Aufgabe, darum mußten wir immer für sie da sein.
Es gab kein Privatleben mehr, da Oma rund um die Uhr betreut werden mußte.
Es waren sechs schwere Jahre für uns, die uns Alles abverlangten und somit unser eigenes Leben sehr beeinträchtigten.
Mein Mann hatte Zeit seines Lebens seine Mutter noch nie nackt gesehen und nun hieß es sie zu pflegen, zu wickeln, zu füttern, zu lagern usw.
Vllt. kann sich irgendjemand von Euch nur annähernd vorstellen, was das von ihm abverlangt hat. War wirklich schlimm.

Entschuldigung wenn ich das so hart sage, aber sie war für uns am Ende eine lebendige "Tote".

Darum war der Tod nicht nur für sie, sondern auch für uns eine Erlösung.

Ja, ich gebe zu, ich habe sie dies auch mal gefragt, denn mir schnürte es oft das Herz zusammen wenn ich sie so da liegen sah, ohne Leben, ohne Reaktion. Sie konnte sich nicht mal mehr eine Fliege auf der Backe wegwischen. Sie war regungslos, aber sie lebte..................

Da dieses Thema hier angesprochen wurde, sage ich es Euch, aber ein Buch darüber hätte ich nicht geschrieben, obwohl viel Mut dazu gehört und es eine Art der Aufarbeitung ist, wenn jemand das macht.

Über manche Dinge spricht man eben nicht öffentlich, man behält diese Dinge für sich. Ja so sind wir, ja nichts nach außen tragen, obwohl einen die Last darüber in die Kniee zwingt.

Ich habe dieses Buch zwar nicht gelesen, aber dass sich jemand getraut hat, dies zu tun und zu veröffentlichen, was tgl. in vielen Familien bez. Pflege eines Angehörigen passiert, wie man fühlt, denkt, reagiert usw., finde ich bemerkenswert.

Respekt, dass diese Frau den Mut dazu hatte.

LG Bärbel

P.S.: Manche von Euch werden sich wohl fragen, warum wir sie nicht in ein Pflegeheim gegeben haben.
Diese Frage beantworte ich gerne.

Der Grund war, dass Oma immer für uns Alle da war. Für uns gekocht und gebacken hat, auch noch Haus und Hof sauber gemacht hat, auf die Enkel aufgepaßt hat,
den Weinberg bewirtschaftete, die Obstanlage pflegte,
den Kraut- und Kartoffelacker bestellte, den Garten am und hinterm Haus in Schuß hielt und nie geklagt hat, dass ihr etwas zuviel war.

Darum haben wir sie nicht weggegeben, sondern sie hier zu Hause behalten, denn nun dachten wir ist es an der Zeit, dass wir ihr etwas zurückgeben und wir uns um sie kümmern,
da sie sich jahrzehntelang um uns gekümmert hat.

Wir ahnten ja nicht, dass es 6 Jahre werden würden und wir mit der Pflege manchmal an unsere Grenzen stoßen.
Aber wir haben durchgehalten, denn das meinten wir, sind/waren wir unserer Mutter/Schwiegermutter/Oma schuldig, nachdem was sie Zeit Ihres Lebens alles für uns getan hat.
Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.
(Daphne Du Maurier)
rio
Beiträge: 4589
Registriert: 02.03.2004, 08:22

Beitrag: # 30163Beitrag rio »

Udo hat geschrieben:Wenn ein Mensch sehr leidet, fragt man sich vielleicht schon:" Wie lange noch?"
Hier geht es aber eher um das Leiden der Angehörigen, denn der / die Demenzkranke selbst bekommt das gar nicht mit. Zumindest ist das meine Theorie.
Tschüß Atomstrom, es lebe Ökostrom! Durch Lieferantenwechsel bei Strom und Gas Geld sparen.
Udo
Moderator
Beiträge: 5410
Registriert: 16.06.2006, 01:19
Wohnort: Itzehoe
Kontaktdaten:

Beitrag: # 30165Beitrag Udo »

rio hat geschrieben:
Udo hat geschrieben:Wenn ein Mensch sehr leidet, fragt man sich vielleicht schon:" Wie lange noch?"
Hier geht es aber eher um das Leiden der Angehörigen, denn der / die Demenzkranke selbst bekommt das gar nicht mit. Zumindest ist das meine Theorie.
Ja, verstehe ich. Ich denke auch, das der Angehörige sich oft viel mehr den Kopf zerbricht als der Kranke. Wenn man nun selber pflegt, ist das aber noch eine andere Sache, da dann der ganze Pflegestress und die daraus resultierende seelische Erschöpfung hinzukommt. Aber anderseits kann man sich ja schlecht wünschen, das der Erkrankte nun stirbt, damit man den ganzen Stress nicht mehr hat.
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
Bärbel
Beiträge: 398
Registriert: 17.11.2012, 12:37
Wohnort: BaWü

Beitrag: # 30167Beitrag Bärbel »

Udo hat geschrieben: Aber anderseits kann man sich ja schlecht wünschen, das der Erkrankte nun stirbt, damit man den ganzen Stress nicht mehr hat.
Oh doch Udo, das wünscht man sich schon wenn man an seine eigenen Grenzen stößt und mit ansehen muß, dass der zu pflegende Mensch, keinerlei Reaktionen mehr zeigt, nicht mehr sprechen kann, sich nicht mehr bewegen kann und nur noch mit offenen Augen vor Dir liegt und keine Besserung des Zustandes zu erwarten ist, so wie es bei uns der Fall war.
6 Jahre ist eine verdammt lange Zeit und sie forderte Dir Alles ab, nicht nur körperlich, seelisch und psychisch, sondern kostet auch Lebensqualität, besonders wenn man zusätzlich noch Kinder und ein Geschäft hat.
Auch an Urlaub war nicht zu denken, denn durch die morgendliche Hilfe der Pflegestation waren ja tgl. immer fremde Menschen im Haus und in der Wohnung.
Ich gehe davon aus, dass Du meinen obigen Beitrag gelesen hast und darum verstehst, warum ich Dir diese Antwort gebe.

Wer selbst hautnah jahrelang einen Menschen gepflegt hat, weiß wovon ich rede und kann meine Gedanken und den Wunsch, dass dies endlich ein Ende hat, auch nachvollziehen.
Ist wie so oft im Leben, dass man als Außenstehender diese Situation anders beurteilt.
Man muß es selbst erlebt haben, denn dann ist die Sicht- und Denkweise wohl eine andere.

Irgendwann möchte man auch sein normales Leben wieder leben dürfen, weil man Alles gegeben hat und am Ende nur noch der Tod die Erlösung ist.

LG Bärbel
Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.
(Daphne Du Maurier)
tina2011
Beiträge: 156
Registriert: 23.08.2011, 11:49

Beitrag: # 30243Beitrag tina2011 »

Bärbel, das kann ich sehr gut verstehen.

lg Tina
Bärbel
Beiträge: 398
Registriert: 17.11.2012, 12:37
Wohnort: BaWü

Beitrag: # 30247Beitrag Bärbel »

Danke Tina!

Hätte mir zu diesem Thema echt eine größere Resonanz gewünscht.
Darum freue ich mich, dass Du auf meinen Beitrag geantwortet hast.

LG Bärbel
Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.
(Daphne Du Maurier)
rio
Beiträge: 4589
Registriert: 02.03.2004, 08:22

Beitrag: # 30273Beitrag rio »

Die wenigsten schauen links oder rechts, nehme ich an.
Tschüß Atomstrom, es lebe Ökostrom! Durch Lieferantenwechsel bei Strom und Gas Geld sparen.
Bärbel
Beiträge: 398
Registriert: 17.11.2012, 12:37
Wohnort: BaWü

Beitrag: # 30284Beitrag Bärbel »

Ja rio, leider ist dem so,

so nach dem Motto " Jeder ist sich selbst der Nächste".

Sie stellen ihr Thema hier rein, kommen immer schauen ob jemand geantwortet hat, aber nehmen leider nicht an anderen Themen oder dem normalen Forumsgeschehen teil.

Aber Du hast Dich heute mächtig angestrengt, Lob, Lob,
kam fast nicht nach mit dem lesen Deiner Beiträge. :lol:

LG Bärbel
Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.
(Daphne Du Maurier)
Udo
Moderator
Beiträge: 5410
Registriert: 16.06.2006, 01:19
Wohnort: Itzehoe
Kontaktdaten:

Beitrag: # 30306Beitrag Udo »

pumproom hat geschrieben:Oder aber, die aktuelle Sache beschäfftigt dermaßen, dass man keinen anderen Gedanken fassen kann. Was juckt dann der Schnupfen...

Soll keine Entschuldigung sein, aber hoffe ihr wisst es zu nehmen.

LG pumproom
Es ist tatsächlich manchmal schwer, wenn bei einem alles drunter und drüber geht, noch für anderes den Kopf frei zu haben. Kenne ich auch zur Genüge.
Aber ich meine, es ist wichtig, das man es trotzdem versucht, damit man nicht nur noch das eine im Kopf hat. Sonst bekommt man irgendwann den gedanklichen Tunnelblick.
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
rio
Beiträge: 4589
Registriert: 02.03.2004, 08:22

Beitrag: # 30312Beitrag rio »

Aber Du hast Dich heute mächtig angestrengt, Lob, Lob,
kam fast nicht nach mit dem lesen Deiner Beiträge.
Ok, ok, ich versuche mich zu besssern, das Lesen soll ja nicht in Arbeit ausarten ;-)
Tschüß Atomstrom, es lebe Ökostrom! Durch Lieferantenwechsel bei Strom und Gas Geld sparen.
alif
Beiträge: 5
Registriert: 21.10.2013, 22:07

Beitrag: # 32018Beitrag alif »

:shock: das hört sich natürlich sehr sehr sehr bösartig an.
Antworten

Zurück zu „Buchtipps“