Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen.
Von meiner Mutter wußte ich ja bereits, daß Ihre Erstuntersuchung in Taufkirchen ca. 4 Stunden gedauert hat. Verschiedene Ärzte wie Psychater und Neurologen, haben Sie sehr genau begutachtet und legten auch viel Wert darauf, daß Sie sich dabei nicht unwohl fühlte.
Es ist eine ganz andere Geschichte für einen selbst, das erste Mal als getesteter H-Patient in eine Fachklinik zu gehen. So war zumindest meine Erfahrung.
In Ulm saß schon einmal eine Studentin mit im Raum. Ich wurde zwar gefragt, ob es mir recht sei, aber nachdem Sie schon im weißen Kittel mit gezücktem Schreibblock dort saß, konnte ich schlecht ablehnen, ohne Ihr gegenüber unhöflich zu sein. Nichts gegen das Mädel, aber es ist ja so schon schwer genug, sich beim ersten Besuch dem Arzt gegenüber zu öffnen.
Dann kam aber erst das Fiasko. Der Arzt ließ sich kurz die Familiengeschichte erklären, danach ließ er mich ca. 15 Minuten reden und machte sich nur zwischendurch kurze Notizen. Da ich eine milde Verlaufsform erwarten kann, habe ich Ihm mehr als deutlich gesagt, daß ich mich von jeglicher Literatur und Studien fernhalten muß, um nicht zu sehr runtergezogen zu werden. Dort stehen einfach Dinge die mich zwar nicht unbeding erwarten, mir aber trotzdem Angst machen.
Danach kam die "ausführliche" neurologische Untersuchung: Dauer ca. 5 Minuten, Finger nachgucken, Gang 2 x entlanglaufen, Hämmerchentest, fertig!
Und dann kam der Hammer:
der Arzt schaltete um auf "Staubsaugervertreter" und hielt mir seinen auswendig gelernten Vortrag. Ausschließlich allgemeine Dinge wie Entstehung, Sympthome usw, obwohl ich Ihm kurz vorher mitgeteilt hatte, daß ich darüber ja schon informiert war.
Er ging in keinster Weise auf meine persönliche Situation ein.
Am Schluß legte er mir viel Infomaterial und Internetadressen auf den Tisch und wollte mich unbedingt für eine Studie begeistern, die in Ulm läuft.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, daß er mir gar nicht wirklich zugehört hatte sondern nur abwartete bis er endlich seinen Monolog halten konnte!
Das konnte man dann auch deutlich an seinem schriftlichem Befund feststellen. Laut diesem kann man zwar einige Reflexe nicht mehr auslösen, aber ich bin neurologisch unauffällig. Meine Symptome hat er durcheinander gebracht oder gar nicht erwähnt. Auf jeden Fall deutet aus seiner Sicht rein gar nichts auf Beschwerden wegen H. hin!
Deswegen war ich vorher auch schon 2 Jahre lang bei etlichen Ärzten wegen meiner ungeklärten Beschwerden bis ich mich dann endlich doch zum Gentest entschieden habe. Da kommt man sich doch bei diesem Befund wie ein Trottel vor!!!
Wäre ich nicht von meinen Eltern zu höflichem Verhalten erzogen worden, hätte ich den Raum schon viel früher verlassen müssen. Ab seinem Vortrag war mir schon klar, daß ich dort nicht mehr erscheinen werde.
Daheim habe ich dann meine Humangenetikerin angerufen und Ihr von dem Besuch erzählt. Auch Sie hat mir geraten, nach meinen Erfahrungen in eine andere Klinik zu gehen.
Ich habe eine phantstische Hausärztin an meiner Seite, die eng mit meiner Humangenetikerin zusammenarbeitet.
Hätten die beiden mich nicht so unterstützt nach meinem Bericht von Ulm, hätte ich wahrscheinlich gedacht, es muß immer so ablaufen und gar keinen Termin in einer anderen Klinik mehr gemacht.
So, das war jetzt nicht wirklich kurz. Deswgen: positiv war die Kaffeemaschine!
LG Andrea