Selbstmordversuch
Verfasst: 11.05.2008, 22:56
Eigentlich sollte ich jetzt zwar Biologie für meine letzte bevorstehende Abiturprüfung lernen, aber das funktioniert nun leider eh nicht mehr so recht, also teile ich hier einfach mit, was mir momentan durch den Kopf schießt... hier ist es gut aufgehoben.
Meine Tante rief mich vor einigen Minuten an und teilte mir mit, dass ihre Schwester bzw. meine andere Tante, die wie auch meine Mutter an CH erkrankt ist, sich aber im Gegensatz zu ihr hat testen lassen, einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Sie hat versucht sich vom Balkon zu stürzen, was allerdings glücklicherweise von Passanten rechtzeitig entdeckt und somit verhindert werden konnte. Jetzt befindet sie sich natürlich in der geschlossenen, psychatrischen Abteilung und ist, laut dem Bericht meiner (gesunden) Tante, bis oben hin mit Medikamenten vollgepumpt und ruhiggestellt. Dementsprechend weist sie nun natürlich ein relativ apathisches Verhalten auf.
Mir ist bekannt, dass die Selbstmordrate bei CH-Erkrankten sehr hoch liegt und trotzdem bin ich im Moment mehr als durch den Wind. Meine Tante hat zuvor keinerlei Anzeichen bezüglich eines geplanten Selbstmordversuchs gezeigt. Jedoch ging es ihr in letzter Zeit schlechter, da sie leider keine der angebotenen Therapien in Anspruch nimmt, sondern lediglich Tabletten einnimmt, die Stimmungsschwankungen sowie Wahnvorstellungen entgegenwirken.
Das Schlimme ist, ich kann nicht einmal wütend sein, da ich sie in gewisser Weise verstehe, nach alldem was ich bisher durch sie und vor allem durch meine eigene Mutter von der Krankheit mitbekommen habe. Und ich muss auch gestehen, dass mir hin und wieder die Frage durch den Kopf schwirrt, ob ich evtl nicht auch diesen Weg wählen würde, falls ich das Pech haben sollte und das mutierte Gen ebenfalls geerbt habe. Auf der anderen Seite stehe ich dem Freitod eigentlich mehr als kritisch gegenüber, da mein eigener Vater sich vor vielen Jahren (ich war damals 3) das Leben nahm, weil er ebenfalls psychisch krank und depressiv war. Ich denke mir heute noch oft, dass es rücksichtslos von ihm war nicht an seine Verlobte, also meine Mutter, geschweige denn an mich und den Rest seiner Familie zu denken, als er sich dazu entschieden hat. Und doch will ich ihm keinen Vorwurf machen, da ich mich vermutlich nicht im Geringsten in seine damalige Lage versetzen kann, genauso wenig wie in die meiner Tante jetzt. Dieses Thema stellt für mich einen emotionalen Konflikt dar, denn ich mit meinen chaotischen Gedanken gerade nicht lösen kann...
Insbesondere hat mir die Mitteilung eben erneut vor Augen gestellt, wie grausam das Schicksal sein kann, was Menschen mit dieser Krankheit für eine unerträgliche Last aufgetragen wird... und ich habe noch mehr Angst davor, was die Zukunft bringen könnte.
Meine Mutter hab ich ebenfalls davon informiert. Ich zögerte zwar erst, aber früher oder später hätte sie es sowieso mitbekommen. Es fühlt sich mehr als seltsam an ihr sagen zu müssen, dass ihre Schwester sich das Leben nehmen wollte und zwar aufgrund der Krankheit an der sie selbst leidet. Doch ihre Reaktion hat mir mal wieder gezeigt, was Menschen alles scheinbar erfolgreich verdrängen können, wenn sie nur möchten! Sie sagte, sie könne sie verstehen.. ihre Mutter hätte auch oft gesagt, sie habe keine Lust mehr zu leben.. da habe sich meine Tante wohl gedacht, sie tut sich lieber gleich was an, jetzt da sie noch im Stande dazu ist. Völlig gefasst sagte sie das, als würde es sie nicht im Geringsten tangieren. Dabei würde ich ihr genau das gleiche zutrauen!
Ich habe es übrigens aufgegeben, meine Mutter davon zu überzeugen den Tatsachen endlich ins Auge zu blicken und etwas zu unternehmen... und das kurze Gespräch vorhin hat mich darin nur noch bestärkt. Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch versuchen soll. Sie hat geistig mittlerweile schon so stark abgebaut, dass sie nicht mal mehr simple Zusammenhänge erkennt und das Verhalten, das sie an den Tag legt, gleicht zunehmen dem eines kleinen, trotzigen Kindes. Allerdings denke ich inzwischen auch, dass es vielleicht besser ist man lässt sie so leben... oder vor sich hin vegetieren. Viel zu retten ist sowieso nicht mehr. Und wenn sie für sich selbst entschieden hat so zu leben und zu sterben, dann muss ich das wohl akzeptieren.
Da habe ich jetzt eine Menge in den Raum geworfen und auch noch relativ zusammenhangslos, fürchte ich. Leider kann ich auch nicht wirklich sagen, was ich damit jetzt ausdrücken möchte.. das ist einfach nur mein "Kopfchaos" ;P
Ich hoffe, es regt trotzdem den ein oder anderen zum Nachdenken an..
Meine Tante rief mich vor einigen Minuten an und teilte mir mit, dass ihre Schwester bzw. meine andere Tante, die wie auch meine Mutter an CH erkrankt ist, sich aber im Gegensatz zu ihr hat testen lassen, einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Sie hat versucht sich vom Balkon zu stürzen, was allerdings glücklicherweise von Passanten rechtzeitig entdeckt und somit verhindert werden konnte. Jetzt befindet sie sich natürlich in der geschlossenen, psychatrischen Abteilung und ist, laut dem Bericht meiner (gesunden) Tante, bis oben hin mit Medikamenten vollgepumpt und ruhiggestellt. Dementsprechend weist sie nun natürlich ein relativ apathisches Verhalten auf.
Mir ist bekannt, dass die Selbstmordrate bei CH-Erkrankten sehr hoch liegt und trotzdem bin ich im Moment mehr als durch den Wind. Meine Tante hat zuvor keinerlei Anzeichen bezüglich eines geplanten Selbstmordversuchs gezeigt. Jedoch ging es ihr in letzter Zeit schlechter, da sie leider keine der angebotenen Therapien in Anspruch nimmt, sondern lediglich Tabletten einnimmt, die Stimmungsschwankungen sowie Wahnvorstellungen entgegenwirken.
Das Schlimme ist, ich kann nicht einmal wütend sein, da ich sie in gewisser Weise verstehe, nach alldem was ich bisher durch sie und vor allem durch meine eigene Mutter von der Krankheit mitbekommen habe. Und ich muss auch gestehen, dass mir hin und wieder die Frage durch den Kopf schwirrt, ob ich evtl nicht auch diesen Weg wählen würde, falls ich das Pech haben sollte und das mutierte Gen ebenfalls geerbt habe. Auf der anderen Seite stehe ich dem Freitod eigentlich mehr als kritisch gegenüber, da mein eigener Vater sich vor vielen Jahren (ich war damals 3) das Leben nahm, weil er ebenfalls psychisch krank und depressiv war. Ich denke mir heute noch oft, dass es rücksichtslos von ihm war nicht an seine Verlobte, also meine Mutter, geschweige denn an mich und den Rest seiner Familie zu denken, als er sich dazu entschieden hat. Und doch will ich ihm keinen Vorwurf machen, da ich mich vermutlich nicht im Geringsten in seine damalige Lage versetzen kann, genauso wenig wie in die meiner Tante jetzt. Dieses Thema stellt für mich einen emotionalen Konflikt dar, denn ich mit meinen chaotischen Gedanken gerade nicht lösen kann...
Insbesondere hat mir die Mitteilung eben erneut vor Augen gestellt, wie grausam das Schicksal sein kann, was Menschen mit dieser Krankheit für eine unerträgliche Last aufgetragen wird... und ich habe noch mehr Angst davor, was die Zukunft bringen könnte.
Meine Mutter hab ich ebenfalls davon informiert. Ich zögerte zwar erst, aber früher oder später hätte sie es sowieso mitbekommen. Es fühlt sich mehr als seltsam an ihr sagen zu müssen, dass ihre Schwester sich das Leben nehmen wollte und zwar aufgrund der Krankheit an der sie selbst leidet. Doch ihre Reaktion hat mir mal wieder gezeigt, was Menschen alles scheinbar erfolgreich verdrängen können, wenn sie nur möchten! Sie sagte, sie könne sie verstehen.. ihre Mutter hätte auch oft gesagt, sie habe keine Lust mehr zu leben.. da habe sich meine Tante wohl gedacht, sie tut sich lieber gleich was an, jetzt da sie noch im Stande dazu ist. Völlig gefasst sagte sie das, als würde es sie nicht im Geringsten tangieren. Dabei würde ich ihr genau das gleiche zutrauen!
Ich habe es übrigens aufgegeben, meine Mutter davon zu überzeugen den Tatsachen endlich ins Auge zu blicken und etwas zu unternehmen... und das kurze Gespräch vorhin hat mich darin nur noch bestärkt. Ich weiß einfach nicht mehr was ich noch versuchen soll. Sie hat geistig mittlerweile schon so stark abgebaut, dass sie nicht mal mehr simple Zusammenhänge erkennt und das Verhalten, das sie an den Tag legt, gleicht zunehmen dem eines kleinen, trotzigen Kindes. Allerdings denke ich inzwischen auch, dass es vielleicht besser ist man lässt sie so leben... oder vor sich hin vegetieren. Viel zu retten ist sowieso nicht mehr. Und wenn sie für sich selbst entschieden hat so zu leben und zu sterben, dann muss ich das wohl akzeptieren.
Da habe ich jetzt eine Menge in den Raum geworfen und auch noch relativ zusammenhangslos, fürchte ich. Leider kann ich auch nicht wirklich sagen, was ich damit jetzt ausdrücken möchte.. das ist einfach nur mein "Kopfchaos" ;P
Ich hoffe, es regt trotzdem den ein oder anderen zum Nachdenken an..