Bin neu hier und muss mir gleich was von der Seele schreiben
Verfasst: 27.01.2011, 20:46
Hallo ihr alle da draußen,
Nachdem ich so erfolgreich das Thema einigermaßen aus meinem Leben verdrängen konnte, holt es mich mal wieder ein. Aber alleine weiß ich grad nicht weiter.
Ich stelle mich mal kurz vor, bevor ich mit der Tür ins Haus falle. Ich glaube, ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben. Wird bissl länger...
Ich bin 32 Jahre, habe eine wunderbare Tochter, die 4Jahre alt ist. Die Huntington fand ihren Weg in unsere Familie durch den Mann meiner Oma. Beide hatten zwei Kinder: meine Mama und ihre Schwester. Beide erkrankt und schon gestorben (meine Mama vor 6Jahren an den Folgen von Huntington, meine Tante ist erstickt an Brot 1993). Meine Mama hat mich und meine Schwester geboren. Meine Schwester ist zwei Jahre älter als ich und hat nach ewig vielen Jahren Depression seit 12 Jahren sympomatisch Huntington (also auch Anfang 20). Meine Tante hat eine gesunde Tochter. Meine Mama und deren Schwester hatten auch mit Anfang 20 erste Symptome, die sich nach der Geburt der Kinder wohl verschlechterten bzw ausbrachen. Wir wußten übrigens viele Jahre nicht, welche Nervenerkrankung die beiden hatten.
Ich bin bisher eigentlich der festen Überzeugung, dass ich gesund bin, Hab keine Symptome. Als ich schwanger wurde, waren mein damaliger Freund und Papa der Kleinen und ich bei der humangenetischen Beratungsstelle. Ich habe mich letztlich nicht testen lassen, weil ich keinen emotionalen Rückhalt durch ihn hatte, und auch die letzten Konsequenzen nie und nimmer gemacht hätte. Die wären für mich bei Positivtestung, auch eine Fruchtwasseruntersuchung zu machen und letztlich wohl eine Abtreibung. Das konnte ich nicht und da wollte ich mir den Stress nicht zumuten
Ich bin übrigens alleinerziehend. So insgeheim will ich doch Gewissheit, auch wenn ich meine Überzeugung habe. Aber ich kann mich zeitweise auch stark verunsichern und denke, ist das nicht nur naive Hoffnung? Ich mag mich sehr ungern mit Huntington auseinandersetzen, weil ich als Kind meine Mutter und deren Schwester gepflegt habe, sie dahinsiechen sah, deren Gewaltausbrüche am eigenen Körper erlebt habe, wie sie getobt haben, Sachen durch die Gegend warfen, mich mit Schimpfwörtern entwetet haben, und ich musste lieb und brav sein, damit ich nicht noch Schuld an weiteren Krankheitsschüben habe. Ich durfte mich nicht beschweren, wenn in einem Wutanfall meine Sachen kaputt gemacht wurden, ich durfte nicht weinen oder wütend sein, wenn ich "ausversehen" während eines Wutanfalls mal in eine Ecke geflogen bin oder mit was beworfen wurde oder eine Hand mir um die Ohren knallte. Wir haben bei Oma gewohnt. Sie ist 60Jahre älter als ich (ja, sie lebt noch, ist fast 92 und recht rüstig). Sie hat mir eingeredet, ich würde beide Kranken ins Grab bringen. Wisst ihr, ich habe meine Mama trotz Krankheit unglaublich lieb gehabt, aber es tat alles so weh. Und alle draußen haben weggesehen. Draußen heißt, die Leute im Dorf, irgendwann auch das JA (haben nach dem Tod meiner Tante einen Vormund bekommen), in der Schule die Lehrer (ich sah leider manchmal verwahrlost aus, es hat sich keiner um uns Kinder gekümmert, weil die Pflege der Kranken Priorität hatte) usw.
Meine Mama ist auch noch für den Tod ihrer Schwester verantwortlich. Sie hatte sie mit Brot gefüttert und daran ist sie aber leider erstickt. Das durften wir nie jemanden sagen. Oma oder ich waren nicht da (meine Schwester hat sich aus allem rausgehalten, war viel bei Freunden). Ich war damals zum allerersten Mal in meinem Leben zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, da war ich 13. Oma hat zu mir oft gesagt, wenn ich nicht weg gefahren wären, wäre sie noch am Leben....
Warum ich gerade jetzt doch einen Test in Erwägung ziehel? Ich habe schon eine Heidenangst davor, aber brauche auch Gewissheit, damit ich ein Stück weit von einem alten, für mich schlechten Muster lassen kann. Ich habe eine Essstörung (Anorexie, Bulimie) und bin ua irgendwie in dem Gedanken verfangen, dass ich durch die Essstörung die Symptome der Krankheit umlenken kann. Ich weiß, es muss total bescheuert klingen, aber das ist seit unglaublich langer Zeit in meinem Kopf (hab die Psychosymptomatik seit 16Jahren, fing an als meine Schwester starke Depression hatte und ich mich auch um sie kümmern musste). Kurze Zeit nach der Geburt meiner Tochter verschlechterte sich auch meine Essstörung. Irgendwie passt das alles. Das lässt mich nicht von der Essstörung lösen, weil ich dann Angst habe so zu werden wie meine Mama. Aber so kann das wohl auch nicht weitergehen.
Ich hoffe, ich verärgere oder belaste niemanden hier.
Ich danke euch fürs Lesen. Vielleicht schreibt ja jemand was.
Liebe Grüße
Gauranga
Nachdem ich so erfolgreich das Thema einigermaßen aus meinem Leben verdrängen konnte, holt es mich mal wieder ein. Aber alleine weiß ich grad nicht weiter.
Ich stelle mich mal kurz vor, bevor ich mit der Tür ins Haus falle. Ich glaube, ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben. Wird bissl länger...
Ich bin 32 Jahre, habe eine wunderbare Tochter, die 4Jahre alt ist. Die Huntington fand ihren Weg in unsere Familie durch den Mann meiner Oma. Beide hatten zwei Kinder: meine Mama und ihre Schwester. Beide erkrankt und schon gestorben (meine Mama vor 6Jahren an den Folgen von Huntington, meine Tante ist erstickt an Brot 1993). Meine Mama hat mich und meine Schwester geboren. Meine Schwester ist zwei Jahre älter als ich und hat nach ewig vielen Jahren Depression seit 12 Jahren sympomatisch Huntington (also auch Anfang 20). Meine Tante hat eine gesunde Tochter. Meine Mama und deren Schwester hatten auch mit Anfang 20 erste Symptome, die sich nach der Geburt der Kinder wohl verschlechterten bzw ausbrachen. Wir wußten übrigens viele Jahre nicht, welche Nervenerkrankung die beiden hatten.
Ich bin bisher eigentlich der festen Überzeugung, dass ich gesund bin, Hab keine Symptome. Als ich schwanger wurde, waren mein damaliger Freund und Papa der Kleinen und ich bei der humangenetischen Beratungsstelle. Ich habe mich letztlich nicht testen lassen, weil ich keinen emotionalen Rückhalt durch ihn hatte, und auch die letzten Konsequenzen nie und nimmer gemacht hätte. Die wären für mich bei Positivtestung, auch eine Fruchtwasseruntersuchung zu machen und letztlich wohl eine Abtreibung. Das konnte ich nicht und da wollte ich mir den Stress nicht zumuten
Ich bin übrigens alleinerziehend. So insgeheim will ich doch Gewissheit, auch wenn ich meine Überzeugung habe. Aber ich kann mich zeitweise auch stark verunsichern und denke, ist das nicht nur naive Hoffnung? Ich mag mich sehr ungern mit Huntington auseinandersetzen, weil ich als Kind meine Mutter und deren Schwester gepflegt habe, sie dahinsiechen sah, deren Gewaltausbrüche am eigenen Körper erlebt habe, wie sie getobt haben, Sachen durch die Gegend warfen, mich mit Schimpfwörtern entwetet haben, und ich musste lieb und brav sein, damit ich nicht noch Schuld an weiteren Krankheitsschüben habe. Ich durfte mich nicht beschweren, wenn in einem Wutanfall meine Sachen kaputt gemacht wurden, ich durfte nicht weinen oder wütend sein, wenn ich "ausversehen" während eines Wutanfalls mal in eine Ecke geflogen bin oder mit was beworfen wurde oder eine Hand mir um die Ohren knallte. Wir haben bei Oma gewohnt. Sie ist 60Jahre älter als ich (ja, sie lebt noch, ist fast 92 und recht rüstig). Sie hat mir eingeredet, ich würde beide Kranken ins Grab bringen. Wisst ihr, ich habe meine Mama trotz Krankheit unglaublich lieb gehabt, aber es tat alles so weh. Und alle draußen haben weggesehen. Draußen heißt, die Leute im Dorf, irgendwann auch das JA (haben nach dem Tod meiner Tante einen Vormund bekommen), in der Schule die Lehrer (ich sah leider manchmal verwahrlost aus, es hat sich keiner um uns Kinder gekümmert, weil die Pflege der Kranken Priorität hatte) usw.
Meine Mama ist auch noch für den Tod ihrer Schwester verantwortlich. Sie hatte sie mit Brot gefüttert und daran ist sie aber leider erstickt. Das durften wir nie jemanden sagen. Oma oder ich waren nicht da (meine Schwester hat sich aus allem rausgehalten, war viel bei Freunden). Ich war damals zum allerersten Mal in meinem Leben zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, da war ich 13. Oma hat zu mir oft gesagt, wenn ich nicht weg gefahren wären, wäre sie noch am Leben....
Warum ich gerade jetzt doch einen Test in Erwägung ziehel? Ich habe schon eine Heidenangst davor, aber brauche auch Gewissheit, damit ich ein Stück weit von einem alten, für mich schlechten Muster lassen kann. Ich habe eine Essstörung (Anorexie, Bulimie) und bin ua irgendwie in dem Gedanken verfangen, dass ich durch die Essstörung die Symptome der Krankheit umlenken kann. Ich weiß, es muss total bescheuert klingen, aber das ist seit unglaublich langer Zeit in meinem Kopf (hab die Psychosymptomatik seit 16Jahren, fing an als meine Schwester starke Depression hatte und ich mich auch um sie kümmern musste). Kurze Zeit nach der Geburt meiner Tochter verschlechterte sich auch meine Essstörung. Irgendwie passt das alles. Das lässt mich nicht von der Essstörung lösen, weil ich dann Angst habe so zu werden wie meine Mama. Aber so kann das wohl auch nicht weitergehen.
Ich hoffe, ich verärgere oder belaste niemanden hier.
Ich danke euch fürs Lesen. Vielleicht schreibt ja jemand was.
Liebe Grüße
Gauranga