Er wird immer stiller

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

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Monika
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Er wird immer stiller

Beitrag: # 6236Beitrag Monika »

Guten Morgen,

ich brauche eure Hilfe bzw. Meinung.

Seid einiger Zeit beobachte ich, daß mein Mann immer stiller wird.
Nicht, daß er früher sehr gesprächig war, aber jetzt kann er stundenlang mit mir in einem Raum sitzen und sagt kein Wort.

Die Frage für mich ist jetzt, liegt es an der Erkrankung oder ist es einfach im Laufe eines langen Ehelebens so geworden. Wer hat von euch hat ähnliche Erfahrungen gemacht?

LG Monika
Zuletzt geändert von Monika am 02.04.2006, 21:03, insgesamt 1-mal geändert.


Alina

Beitrag: # 6239Beitrag Alina »

Liebe Monika,

du musst es schon etwas genauer erklären. Ist er orientiert, weiß er immer wo er ist. Was macht er wärend der Zeit in die er stumm ist......

Wie ist er sonst, aktiv laufen, Autofahren, usw.

Mehr Infos sind nötig...

Alina
Monika
Beiträge: 97
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Beitrag: # 6240Beitrag Monika »

Liebe Alina,

ja er ist orientiert. Aber er sitzt dann einfach nur da.
Wenn ich dann lange genug quengle, bekomme ich schon eine Antwort.
Meistens mit der Bemerkung:"Du läßt mich ja nicht zu Wort kommen."
Obwohl ich schon, für meine Empfindung lange genug warte bis ich nachhake.

Ja mein Mann fährt noch Auto. Er liest auch jeden Tag seine Zeitung. Er geht regelmäßig spazieren. Und er merkt sofort, wenn etwas im Haushalt fehlt und besorgt das auch.

Wir gehen auch in Kino aber mehr als:" Der film war gut", bekommt man auch da nicht. Also keine Diskussion danach.

Im Moment fällt mir jetzt nichts mehr ein. Vielleicht reicht das ja.

LG Monika
Alina

Beitrag: # 6243Beitrag Alina »

Liebe Monika,

hört sich nicht dramatisch an. Aber vielleicht solltet ihr zu eurem Arzt, um zu schauen ob es eine veränderung in Gehirn ist. Oder Medikamente sind der Grund, es kann vorkommen, dass es Wechslwirkungen sind.

Damit meine ich es gibt Medikamente, die hauen sich gegenseitig um. usw.!

Alina
Monika
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Beitrag: # 6245Beitrag Monika »

Liebe Alina,

ich werde mal die Beipackzettel durchlesen.
Sein eines Medikament wurde um eine 1/2 Tablette erhöht.
Vielleicht liegt es daran. An sowas habe ich gar nicht gedacht.

Danke
Monika
Alina

Achtung

Beitrag: # 6246Beitrag Alina »

Wechselwirkungen

Verschiedene Medikamente können sich in ihren Wirkungen unterstützen oder beeinträchtigen. Daher müssen Sie auch unbedingt die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten.

Sie sollten immer die Namen der Medikamente kennen, die Sie einnehmen. Ihr Hausarzt oder auch der Arzt im Krankenhaus muss dies beachten, wenn er Ihnen neue Arzneien verschreibt. Auch der Apotheker braucht diese Informationen, um Sie umfassend beraten zu können. Schreiben Sie gegebenenfalls die Namen ihrer Medikamente auf einen Zettel den Sie immer bei sich tragen. Im Notfall können diese Informationen manchmal entscheidend sein.

Denken Sie daran, dass auch rezeptfreie Medikamente oder Vitamintabletten Wechselwirkungen verursachen können. Auch mit Lebensmitteln und Alkohol sind Wechselwirkungen möglich.
Justine
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Beitrag: # 6248Beitrag Justine »

Guten Morgen Monika,
So wie Du das Verhalten beschreibst, ist es als wenn Du von meinem Mann erzählst.
Ich weiß nur zu gut wovon Du sprichst.
Das ist ein Symptom der Krankheit. Bei meinem Mann ist es auch so.
Und es wurde mit der Zeit immer extremer.
Er fing irgendwann an einfach nur still dazu sitzen und sprach kein Wort mehr mit mir.
Es war furchtbar für mich und ich hab die Welt nicht mehr verstanden.

Noch heute hab ich mich an die Stille nicht gewöhnt!

Alina hat das auch sehr gut in ihrem Bericht über das Verhalten von Betroffenen und Angehöriger beschrieben.

Es gibt Tage da nimmt er mit Interesse am Alltag teil und an den wenigen Aktivitäten die wir machen, doch die meiste Zeit könnte er stundenlang nur an einem Platz sitzen, rauchen und schweigen. Er wirkt dann so,als hat er für nichts mehr Interesse.
Ich kann dann spüren, dass es eigentlich nicht so ist, doch er zieht sich total in sich.

Meistens geh ich dann ganz normal mit ihm um. Erzähle ihm was so tagsüber passiert. Bereite ihm essen, doch das war es dann meistens.

Dieses Schweigen hat in den letzten Jahren viel verändert bei uns und nicht zum Positiven!

Manchmal wünschte ich mir er würde mal laut werden und wütend, stattdessen wirkt er die meiste Zeit zufrieden mit sich und liebt die Stille.

Er hört unglaublich aufmerksam jeder Unterhaltung in seiner Umgebung zu, wenn wir Besuch haben oder unterwegs sind.

Doch oft kommt eine Reaktion oder ein Kommentar erst viel später, wenn ich selber da gar nicht mehr dran denke.

Dann hat es auch "hand und Fuß" ist sehr gut überlegt und kann seine Meinung deutlich zum Ausdruck bringen.

Er ist dabei nicht verwirrt oder orientierungslos, sondern kann einfach nicht mehr spontan auf etwas reagieren oder handeln.

Sämtliche Termine, die bei uns auf dem Küchenkalender stehen, bräuchte ich fast nie eintragen, er merkt sich alles was so bei uns anfällt.

Ich spüre auch, wenn ihm was nicht gefällt oder Spass macht, doch es gibt Tage da hab ich einfach nicht die Kraft nur zu erspüren, wie die Stimmung ist. Da möchte ich auch eine Reaktion sehen und hören und bin dann sehr ungeduldig.

Lieben Gruß
Justine
Alina

Beitrag: # 6249Beitrag Alina »

Es geht soviel verloren dass man sein Selbstbild verliert, der Betroffene braucht das Gefühl, das er auch noch gebraucht wird. Das darf man ihm nicht nehmen. Alles was er selber kann, soll und darf ihm keiner abnehmen.

Insichgekehrt!!!
Monika
Beiträge: 97
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Beitrag: # 6251Beitrag Monika »

Liebe Justine,

deine Antwort har mir sehr geholfen.
Auch mein Mann kann sich jeden Geburtstag merken, jeden Termin
und das unglaubliche jede Telefonnummer.

Das zeigt mir wieder, daß wir sehr häufig Chorea Betroffene unterschätzen.
Sie sind geistig fit. Aber es scheint ihnen schwer zu fallen, sich zu öffnen.
Und ich bin mir nichtmal sicher, ob das mit dem Verlieren der Sprache zu tun hat.

Manchmal denke ich auch, sie setzen ihre Kraft und Energie nur noch für Wichtiges oder auch wichtige Gespräche ein. Sie vergeuden sie nicht mit Sinnlosigkeiten.

Ich kann mich täuschen, ab so kommt mir das vor, zumindest bei meinem Mann.

LG Monika
mellie
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Beitrag: # 6253Beitrag mellie »

Viele ziehen sich in ihre welt zurück.das sagte uns unsere neurologin. mein schwiegervater ist auch so. er antwortet meist mit" ja genau. " am anfang kam keine antwort. jetzt wo er mit der logopädin übt gibt er öfter gute flotte antworten. es stimmt auch das es mit den medikamenten zusammenhängt. jede veränderung sollte dem arzt mitgeteilt werden.
Justine
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Beitrag: # 6259Beitrag Justine »

Liebe Monika,
Ich denke, dass ist oft das größte Problem im Umgang miteinander.
Das man den Betroffenen sehr unterschätzt.
Ich bin oft immer wieder erschrocken, wie gravierend das "Zurück ziehen" meinen Mann verändert, wie hilflos er oft wirkt und auch immer mehr wirklich in den Alltagsdingen ist und mehr und mehr wird und dann immer sehr erstaunt und empfinde Schuldgefühle,wenn mir in manchen Situationen wieder bewußt wird, wie fit er wirklich noch ist, wie sehr ich ihn unterschätzt und wahrscheinlich in meiner Hilflosigkeit einschränke.

Aber irgendwo ist diese Sperre, die es Betroffenen scheinbar immer unmöglicher werden läßt sich bewußt und vorallem emotional mitzuteilen.

Du hast recht, vielleicht sollte man sich viel öfter zusammen setzten und sich bewußt machen, dass man sich viel zu oft mit unwichtigen und oberflächlichen Dingen abgibt!

Es tut gut zu wissen, dass man auf beiden Seiten nicht allein ist.

Ich weiß, dass es meinem Mann auch sehr schwer fällt seinen Zustand zu akzeptieren! Damit bewußt umzugehen.

Liebe Grüsse
Eure Justine
Sandra
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Registriert: 18.02.2006, 07:08

Beitrag: # 6516Beitrag Sandra »

Hi, Monika siehst du jetzt versteh ich auch Alina.

Lg Sandra
Monika
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Beitrag: # 6517Beitrag Monika »

Hi Sandra,

das ist gut. Ich weiß es ist nicht immer einfach für dich.
Für uns alle nicht.

Monika
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